
Im Frühling, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als die Frage nach wirklich gruseligen Wimmelbildspielen aufkam und ich mit
Fright einen ziemlichen Fehlkauf tätigte, hatte ich die Gelegenheit, die Beta für ein neues Spiel von Mad Head Games zu spielen - und ich war hellauf begeistert. Mad Head machen Spiele, bei denen eigentlich immer alles stimmt, sie haben komplexe Handlungen, gelungene Dialoge, wunderschöne Graphiken und einen höheren Schwiegrigkeitsgrad als viele andere Entwickler. Und
Maze: Subject 360 war mit Abstand das Gruseligste, was ich seit langem gespielt hatte. Gefangen in einer alptraumhaften Welt aus Gängen, Sackgassen und Räumen voller Wahnsinn, war ich gleich angefixt und habe mit Spannung auf die Finalversion gewartet, und obwohl ich eigentlich im Moment nicht viel Spiele - ich stecke mitten in den Umzugsvorbereitungen und habe außerdem einen Roman, der nächstes Jahr erscheinen soll, im Lektorat - habe ich mir, ohne auch nur auf Sonderangenbote zu warten, die Collectors’ Edition gekauft, kaum dass ich gesehen hatte, dass sie erschienen ist. Und ebenfalls ohne Zögern habe ich das Spiel jetzt von vorne bis hinten durchgearbeitet. Jetzt kann ich sagen: Die erste Dreiviertelstunde des Spieles, der Teil, der seinerzeit als Beta veröffentlicht worden war, ist mit Abstand das Gruseligste, was ich seit langem gespielt habe - und danach geht es bergab.
Dabei ist die Ausgangssituation wirklich toll: Ich, ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen bin, arbeite mich durch die Räume des Labyrinths, suche verzweifelt nach einem Ausweg, während mir eine süße Kinderstimme erst aus den Lautsprechern, dann in leibhaftiger Gestalt eines kleines Mädchens, Typ Shirley Temple, erklärt, dass es sowieso keinen Ausweg gibt und ich jetzt ihr gehöre. In einem Raum befinden sich nur halbe Gegenstände, so wie ein Herz leicht entzwei gehen kann, in einem anderen drohe ich zu ertrinken, als das Zimmer mit Wasser vollläuft und mir angezeigt wird, wie viel (oder wenig) Luft meine armen Lungen noch zum Überleben haben, und mit der Angst vor der Dunkelheit wird ebenso gespielt wie vor der viel Schlimmeren Angst vor dem Unbekannten. Ich werde gefragt, wovor ich die meiste Angst habe - Dunkelheit, Schmerzen, Auswesgslosigkeit - und bekomme sogar eine eigene Anzeige für den Grad meiner Panik, ob das nun von meiner vorherigen Auswahl abhängt oder nicht, weiß ich leider nicht, ebensowenig, ob diese Auswahl überhaupt etwas bewirkt - aber dann laufe ich im Labyrinth auf eine Tür zu, die als Ausgang markiert ist, werde wach und finde mich in einer Art Krankenhaus wieder. Dort endete die Beta, und ich dachte, dass auch das vermeintliche Aufwachen nur eine Vision wäre, eine Wahnvorstellung, so wie die Erinnerungsfetzen, in denen ich nach der üblichen Autopanne in einem zwielichtigen Motel absteige - aber falsch gedacht. Ich bin wach. Und den Rest des Spiels verbringe ich in einer Stadt, wie ich sie schon in tausend anderen Spielen hatte, und zu gruseln gibt es praktisch gar nichts mehr.