
Nein, dieses Spiel habe ich nicht gekauft. Es ist schwer vorstellbar, dass irgend jemand für dieses Spiel Geld auszugeben bereit ist. Es kann eigentlich nur Satire sein, so schlecht ist es, und dabei noch langweilig. Noch nicht mal bis zum Ende der Demo habe ich durchgehalten, und selbst die war so unerträglich, dass ich zum Ausgleich eine Rezension schreiben muss, damit es sich wie Feldforschung anfühlt und nicht, als hätte ich kostbare Zeit aus dem Fenster geworfen.
Betty’s Beer Bar fällt in die Kategorie der Time Management-Spiele, wobei es hier eigentlich nichts zu managen gibt.
Wer schon mal in Köln ein Bier getrunken hat, kennt die Köbesse, die allzeit knurrigen Kellner mit den blauen Schürzen, die jedem Gast ungefragt ein neues Bier hinstellen, sobald das alte sich dem Ende zuneigt - nur ein hastiges Abdecken des eigenen Glases mit einem Bierdeckel verhindert diese besondere Art der Umsatzförderung. Mein Urgroßvater war so ein Köbes, und darum habe ich es wohl im Blut, denn sonst kann ich mir nicht erklären, warum ich dieses Spiel auch nur probeweise installiert habe. Unser Köbes im Spiel ist Betty. Sie muss mit einer aufblasbaren Gummipuppe verwandt sein, anders ist ihr Gesichtsausdruck nicht zu erklären, und ist mit zwei schlagkräftigen Argumenten ausgestattet, die ihr aus dem knappen Mieder springen würden, gäbe es in diesem Spiel auch nur rudimentäre Animationen. Betty arbeitet in einer Bar und schenkt Bier aus - und damit ist auch schon das ganze Spiel zusammengefasst.
An Bettys Theke tauchen Personen auf. Wenn das passiert, stellt man ihnen ein Glas Bier hin. Ist das leer, nimmt man das leere Glas, tunkt es einmal ins Spülbecken, füllt es am Fass wieder auf, und stellt es dem Gast hin. Die Theke ist ein Balken mit sieben Plätzen, die Gäste sollen wohl lustig aussehen - Lol, eine Nonne! Gacker, der Weihnachtsmann! - tun es aber nicht. Sie sitzen (oder stehen, man sieht nur ihre Oberkörper) reglos da und starren auf ihr Bier. Manchmal heben sie es zum Mund, dreimal tun sie das pro Bier, dann ist das Glas leer und muss nachgefüllt werden. Sonst passiert nichts. Sie reden nicht, sie streiten sich nicht, und wenn sie zuviel getrunken haben, veranstalten sie keine Schlägerei, es erscheint nur eine Spirale über ihrem Kopf, und dann gibt Betty ihnen statt des nächsten Bieres einen Kaffee. Wenn nicht, gehen sie und vergessen zu zahlen. Nach einem Kaffee können sie dann wieder mit Bier weitermachen, ad ultimo, bis die Sperrstunde naht und die Gäste gehen. Man sieht Betty von vorne, von links, rechts und hinten, immer in der leicht vorgebeugten Haltung eines Cromagnon-Menschen, um ihre Brüste besser zur Geltung zu bringen - aber von Animation zu sprechen, wäre wirklich zuviel gesagt.
Normalerweise sind Zeitmanagementspiele mir zu kompliziert, dieses hier aber nicht. Es gibt nichts zu tun. Ein Bier in die linke Hand, ein Bier in die rechte, und dann stellt man an jeden Thekenplatz ein Bier, egal ob der gerade besetzt ist oder nicht. Ein Gast, der hereinkommt und an seinem Platz schon ein Bier vorfindet, gibt besseres Trinkgeld als einer, der lange warten muss, und schal werden diese Einheitsbiere natürlich auch nie. Wenn man es richtig anstellt, werden auch immer zwei Gläser gleichzeitig leer, also Nehmen (eins, zwei), Spülen (eins, zwei), Zapfen (eins, zwei), Hinstellen (eins, zwei) - dann muss man auf die nächsten leeren Gläser warten und sich fragen, wo denn der Plot abgeblieben ist. Denn angeblich soll es den geben. Betty träumt von einer eigenen Bar in der Karibik und legt dafür Geld zurück. Man kann einstellen, wie lange man ein Level spielen will - zum Beispiel fünf Minuten oder fünfzehn, es ist letztlich egal. Wer längere Level spielt, muss mehr Geld bekommen, um die nächste Stufe zu erreichen, und sowieso sind alle Level ausnahmslos identisch. Es passiert in allen das gleiche: Nämlich nichts.
Angeblich kann man neue Bars erspielen, wenn man eine Stufe aufrückt - so weit bin ich aber nie gekommen - und hat dann einen anderen Hintergrund und Fußboden in seiner Bar. Den Screenshots entnehme ich, dass sich sonst aber nichts verändert am Gameplay. Und ich bezweifle, dass irgend jemand es jemals geschafft hat, das Spiel bis zum Ende zu spielen. Als Realsatire mag es taugen, als Spiel nicht. Man kann es sich als kostenlose Smartphone-App vorstellen, und selbst dann wäre es schlecht - aber als Computerspiel, kostenpflichtig, für an die sieben Dollar, ist es eine Zumutung. Was sich Bigfishgames dabei gedacht hat, dieses Spiel auf die Menschheit loszulassen, kann ich nicht nachvollziehen - vielleicht kann man es damit entschuldigen, dass es offenbar eines der erstes Spiele war, die sie auf den Markt gebracht hatten. Aber dann hätten sie es zu ihrer Ehrenrettung irgendwann aus dem Programm nehmen müssen. So dümpelt es weiter vor sich hin, lauert auf ahnungslose Kundschaft, die nach dem fünften, sechsten, zehnten Bier ein passendes Spiel sucht, das dem aktuellen Intelligenzquotienten angemessen ist. Nüchtern hingegen ist
Betty’s Beer Bar absolut unspielbar.
Dieses Spiel probespielen oder kaufen bei Bigfish:
Englische Fassung:
Bettys Beer Bar
Deutsche Fassung:
nicht erschienen
